Die pragmatischen Kommunikations-Axiome nach Paul Watzlawick
Über die bereits beschriebenen Kommunikationsregeln hinaus gibt es eine Reihe weiterer Kommunikationsgesetze, die der berühmte österreichische Psychologe Paul Watzlawick als „Pragmatische Axiome“ (Axiom = in etwa „gültige Wahrheit“) zusammengefasst hat:
- Erstes pragmatisches Axiom
Man kann nicht nicht kommunizieren.
Einfaches Beispiel: Sie sitzen in einem Raum und erwarten in wenigen Minuten Ihren Gesprächspartner. Da Ihre Nase juckt, verspüren Sie das Bedürfnis, an ihr zu zupfen. Etwas später kommt eine Reinigungskraft, die grußlos das Zimmer saugt. Allein der Umstand, dass Sie jetzt zu zweit im Raum sind, ändert automatisch Ihr Verhalten. Fazit: Ohne Worte ändert sich Ihr Verhalten bei Erscheinen einer zweiten Person – und Sie können sich dieser Kommunikation nicht entziehen. Das bedeutet, auf Ihre Berufspraxis bezogen: Wann immer Sie einen Raum betreten – reell oder virtuell -, beeinflussen Sie allein durch Ihr Erscheinen alle bereits Anwesenden – und umgekehrt! Niemand kann sich dieser gegenseitigen Beeinflussung entziehen.
- Zweites pragmatisches Axiom
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt.
Das heißt ganz konkret: Jede zwischenmenschliche Beziehung findet auf zwei Ebenen gleichzeitig statt: Auf der Verstandesebene – hier geht es um sachliche Argumentation – und auf der Gefühlsebene – hier geht es um die Gefühle und damit um die menschliche Beziehung der Gesprächspartner. Dieser Beziehungsaspekt, also die Gefühlsebene, ist der wichtigere von beiden! Mit anderen Worten: Der Beziehungsaspekt bestimmt den Inhaltsaspekt. Wenn also zwischen zwei Gesprächspartnern nicht von Beginn an eine harmonische Atmosphäre hergestellt wird, kann man im Prinzip auch auf die sachlichen Inhalte verzichten. Es kommt nicht zuerst darauf an, was Sie sagen, sondern wie Sie es sagen und den Gesprächspartner „abholen“: Der Ton macht die Musik!
Die Fortsetzung zu diesem Thema folgt in der nächsten Ausgabe.